Wortzählung: 2127
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vMichael Bremer
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
1. Das Vorgehen bei der homöopathischen Therapie 1
2. Auszug aus der Materia Medica 3
3.Allgemeinkrankheiten 9
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1. Das Vorgehen bei der homöopathischen Therapie
Grundlage der homöopathischen Therapie ist die Gesamtheit der vorhandenen Symptome und nicht nur die Betrachtung der auf herkömmliche Weise diagnostizierten Gegebenheiten. Dies heißt jedoch nicht, dass eine klinische Diagnose unwichtig wäre. Der homöopathische Behandler lehnt die herkömmliche Diagnose keineswegs ab, aber er dehnt seine Beobachtung des Patienten aus, um auch solche individuellen Symptome zu finden, die von der üblichen Betrachtungsweise als unwichtig angesehen werden. Denn erst wenn alle Symptome eruiert werden konnten, kann auch das passende Arzneimittel gefunden werden.
Die Symptome sind vielfältiger Natur. Sie betreffen die individuelle Charakteristik des Tieres, die Art seines Verhaltens, aber auch das plötzliche Abweichen vom normalen Verhalten. Neben all diesen Symptomen ist auch die bisherige Krankengeschichte wichtig. Daraus ergibt sich, dass bei Anwendung der Homöopathie in der Veterinärmedizin auch der Tierbesitzer in der Lage sein sollte, scharf zu beobachten. Der Tierheilpraktiker kann jedoch Symptome finden, die dem Tierbesitzer oft unwichtig erscheinen, da ihm dieses Verhalten des Tieres bereits vertraut war. Eine gemeinsame Beobachtung aber kann in jedem Fall die Auswahl des Arzneimittels erleichtern.
Bevor wir uns weiter mit der homöopathischen Behandlungsweise beschäftigen, muß betont werden, dass homöopathische Therapie niemals Ersatz für eine notwendige Operation sein kann. Es herrscht mancherorts die Meinung, dass Tierheilpraktiker erforderliche Operationen vermeiden wollen, indem sie den Patienten homöopathische Medikamente verabreichen. Zweifellos hat eine richtige homöopathische Therapie schon manches Tier vor einer Operation bewahrt, vorausgesetzt, dass die Behandlung nicht unnötig hinausgezögert werden. Einige Beispiele homöopathischer Medikamentationen, die sofort eingesetzt wurden, nachdem die Besitzer Schmerzen oder sonstige Veränderungen am Tier beobachtet hatten, können unter Genickbeule und Widerristfistel nachgeschlagen werden.
Das homöopathische Vorgehen ist oft schwer verständlich, weil die Materia Medica keine Auflistungen für spezielle Arzneimittel einer bestimmten Krankheit anbietet. Die herkömmliche Materia Medica beschäftigt sich hauptsächlich mit kräftigen Dosierungen eines Arzneimittels und beobachtet die Wirkung desselben auf das erkrankte System. Die Homöopathie betrachtet dagegen die Materia Medica im eigentlichen Sinne des Wortes. Sie ist um die Entdeckung und Herstellung der Arzneimittelsubstanzen bemüht, deren winzige Arzneidosen so ausgerichtet sind, dass sie zellanregend wirken und einen Heilimpuls im geschädigten Gewebe hervorrufen können.
Symptome sind Ausdruck einer Störung im gesunden Lebensablauf eines Tieres und sie sollten als Beweis betrachtet werden, dass der Organismus auf ein krankmachendes Ereignis reagiert und bemüht ist, dessen unerwünschte Einflüsse zu überwinden. Homöopathische Arzneimittel wirken nicht indem sie Symptome unterdrücken, sondern indem sie durch Stimulation der körpereigenen Abwehr den Heilungsprozess fördern.
Die Wichtigkeit der individuellen Symptome soll anhand einer bestimmten Krankheit gezeigt werden. Im Falle der Epistaxis werden zwölf Arzneimittel genannt. Wenn eine bestimmte Anzahl von Pferden an Nasenbluten leidet, so wird man bei näherer Betrachtung feststellen, dass die Tiere untereinander abweichende Symptome zeigen, so dass auch unterschiedliche Arzneimittel zur Anwendung kommen müssen.
Man muss es hinnehmen, dass in manchen Fällen, die nicht homöopathisch behandelt werden, Rezidive auftreten. Nach einer homöopathischen Behandlung treten fast nie Rezidive auf. Nicht selten erweckt es gar das Erstaunen der Tierbesitzer, dass selbst Symptome, die sie für unwichtig hielten, im Verlaufe einer Behandlung verschwanden und das Tier danach einen viel besseren Allgemeinzustand aufwies. Diese Beobachtungen häufen sich, je mehr sich der homöopathische Behandler in die homöopathische Medizin eingearbeitet hat.
Wenn das passende Arzneimittel gefunden ist, bedarf die Wahl der Potenz und das Festlegen der Häufigkeit der Arzneigabe der gleichen Sorgfalt. Es empfiehlt sich nicht, allgemeine Aussagen über die Wahl der Potenz zu machen, da immer wieder festgestellt werden kann, dass es Ausnahmen von den Grundregeln der Potenzwahl gibt. Während man im allgemeinen bei akuten Erkrankungen niedere Potenzen und bei chronischen Krankheiten höhere Potenzen verwendet, kann manchmal das Gegenteil erforderlich sein.
Chronische Krankheiten benötigen meist einen längeren Behandlungszeitraum. Oft ist dabei eine unterschiedliche Dosierung nötig. Bei akuten Krankheiten dagegen bedarf es häufiger Arzneigaben über eine kürzere Behandlungszeit.
Die Anwendung von Hochpötenzen sollte nur unter fachkundiger Aufsicht erfolgen, da es absolut nötig ist, den Schwere grad einer Erkrankung zu beherrschen und in Relation zur Wirkungsweise eines Arzneimittels und dessen Potenz zu bringen. Die Häufigkeit der Arzneimittelgaben und die Therapiedauer werden von Anfängern fälschlicherweise oft übertrieben, hauptsächlich deshalb, weil sie sich der Winzigkeit der Dosierung bewusst sind, aber die stimulierende Wirkungsweise potenzierter Medikamente unterschätzen. Wenn die Häufigkeit der Dosierung und die Behandlungszeit sorgfältig gewählt wurden und eine Besserung eingetreten ist, kann die Therapie beendet werden.
2. Auszug aus der Materia Medica
Aconitum napellus (Blauer Eisenhut,Sturmhut)
Die Pflanze ist sehr giftig. Zur Herstellung der Urtinktur wird die gesamte Pflanze verwendet, da alle Pflanzenteile den Wirkstoff, das Alkaloid Aconitin, enthalten. Die Pflanze nimmt positiven Einfluss auf seröse Häute und Muskelgewebe, die im Begriff sind, funktionelle Störungen auszulösen. Aconitum ist das Arzneimittel, dass als erstes bei fieberhaften und entzündlichen Zuständen in Betracht gezogen werden muss. Es ist besonders angezeigt bei Beschwerden, die durch trockenen kalten Wind hervorgerufen werden, ebenso, wenn die Krankheit mit großer Angst einhergeht. Frösteln und Unruhe mit kalten Schweißen kündigen die Krankheiten an und lassen an Aconitum denken. Schwere Atemnot kann beobachtet werden, die oberen Teile des Körpers können heiß sein, im Gegensatz zu den kälteren unteren Regionen. Das Tier ist sehr unruhig und ängstlich, hat heftigen Durst und verlangt nach großen Mengen kalten Wassers.
Belladonna (Tollkirsche)
Die Beeren dieser Pflanze sind sehr giftig. Die Tollkirsche wirkt auf alle Teile des Nervensystems und es können sich Erregungszustände und Kongestionen zeigen. Auffällig sind kräftige Wirkungen auf Gefäßsystem, Haut und Drüsen. Das Pferd, welches Belladonna benötigt, hat erweiterte Pupillen, starke Pulsationen und eine heiße Haut. Oft beobachtet man Muskelzittern, Muskelzuckungen und möglicher weise Krämpfe. Das Pferd kann sehr aggressiv werden, ausschlagen und beißen. Dieses Mittel ist besonders angezeigt, wenn sich die Beschwerden durch Geräusche und helles Licht, durch ruckartige Bewegungen und andere starke Sinneseindrücke verschlimmern. Das Pferd sollte während der Behandlung in einer ruhigen, warmen Box untergebracht werden.
Calcium fluoratum (Kalziumfluorid)
Kalziumfluoridkristalle sind in den Knochen eingelagert und erhöhen deren Härtegrad. Sie vermögen jedoch bei übermäßigem Vorhandensein auch zu deren Brüchigkeit zu führen. Calcium fluoratum findet sich ebenfalls im Zahnschmelz und in der Epidermis. Die Affinität zu den genannten Geweben lässt eine Verbindung zur Entstehung von Exostosen und zu Drüsenvergrößerungen vermuten. Auch Venenschwäche kann vorliegen. Calcium fluoratum ist ein wertvolles Mittel bei Drüsenverhärtungen und Exostosen.
Rhus toxicodendron (Giftsumach)
Die Urtinktur gewinnt man aus den kurz vor der Blüte geernteten Blättern. Kommt man mit der Pflanze in Berührung, so tritt innerhalb von 48 Stunden Hautjucken auf, in dessen Folge es zu pustulösen und später bullösen Hautausschlägen mit einer Verweildauer bis zu einer Woche kommen kann. Die Eruptionen können auch auf Schleimhäute übergreifen. Auffallende Muskelschwäche kann mit Muskelsteifigkeit verbunden sein, die zu Distorsionen und Zerrungen führen kann. Ein sehr charakteristisches Symptom, das die Anwendung dieses Mittels diktiert, ist die Besserung der Beschwerden bei Bewegung und die Verschlechterung in Ruhe. Rhus toxicodendron wird oft auch bei Lahmheiten eingesetzt, die auf Zwischenfälle während des Bewegungstrainings des Tieres zurückzuführen sind.
Arsenicum album (Arsentrioxyd)
Arsenicum album wirkt auf alle Körpergewebe. Seine charakteristischen Symptome sind eine wertvolle Hilfe bei der Wahl dieses Mittels. Die Unruhe ist ein Hauptsymptom. Das Pferd verändert ständig seine Position und hat häufig Verlangen nach kleinen Mengen Wassers. Alle Beschwerden werden vor oder nach Mitternacht schlimmer. Die Ausscheidungen sind scharf, ätzend und brennend und können zu wunder Haut führen. Das Mittel wird oft bei Hautkrankheiten gewählt, wenn die Leitsymptome Trockenheit und Schuppen, begleitet von Pruritus, hervorstechen. Arsenicum album ist auch bei Erkrankungen der Atmungsorgane von großem Wert. Postgrippale Schwächezustände sprechen gut auf die Verbindung Arsenicum jodatum an.
Hepar sulfuris /Kalkschwefelleber)
Seine Krankheiten sind charakterisiert durch extreme Sensibilität des Nervensystems gegenüber Schmerzen und Berührung. Die Schleimhäute des Verdauungs- und Respirationstraktes sind anfällig für katarrhalische Entzündungen mit der Tendenz zur Eiterbildung. Diese Eiterungsneigung kann sich auch auf die Haut und das Lymphsystem ausdehnen. Der Durst ist oft unangemessen groß. Es besteht die Neigung zur Sepsis und jede kleine Verletzung kann zur Infektion führen. Wird das Arzneimittel gleich zu Beginn in einer hohen Potenz gegeben, kann es den Entzündungsprozess verkürzen, während niedere Potenzen die Absonderungen des Eiters beschleunigen können.
Hypericum perforatum (Johanniskraut)
Hypericum perforatum ist ein großartiges Nervenmittel. Die Urtinktur wird aus der ganzen, frischen blühenden Pflanze gewonnen. Der rote Farbstoff des Pflanzenpreßsaftes enthält Hypericin, ein Glykosid, das bei scheckigen und bunten Tieren Photosensibilität hervorrufen kann. Dies kann zu Leberfunktionsstörungen und zum Ikterus führen, zur Schorfbildung und zur Nekrose von nicht pigmentierten Regionen. Hypericum hat eine eng Beziehung zum zentralen Nervensystem. Es verursacht Überempfindlichkeit. Die betroffenen Körperteile sind extrem schmerzempfindlich, gelegentlich werden Muskelzuckungen beobachtet. Das Pferd fühlt sich besser in Ruhe und schlechter, wenn es Kälte ausgesetzt wird. Ein auffälliges Symptom ist die außerordentliche Empfindlichkeit gegen Schmerzen und Berührung über dem Bereich der unteren Wirbelsäule. Hypericum bietet wertvolle Hilfe bei Fleischwunden mit verletzten Nerven und ist wichtig als Zusatzmedikament bei der Behandlung des Tieres,
Apis mellifica (Honigbiene)
Das Medikament wird aus der ganzen Honigbiene hergestellt. Bienengift bewirkt hämorrhagische, hämolytische und neurotoxische Vorgänge, abgesehen von einer Fähigkeit, die Histaminausschüttung zu aktivieren. Ödeme und deren Ausleitung stehen im Mittelpunkt der Apiswirkung. Das Gift verursacht lokale und allgemeine Symptome. Die ersteren treten in Form von Sekret enthaltender Schwellungen auf, die letzteren als verschiedene Stufen von Urtikaria und Ödemen, die jedes Organ betreffen können. Die Krankheitssymptome können akut und heftig sein und zu ausgedehnten Schwellungen führen. Es können ebenfalls seröse Ergüsse in Körperhöhlen auftreten. Apis ist ein Arzneimittel, dass zur Therapie am Pferd gerne gewählt wird, da es bei allen Krankheiten wirksam ist, bei denen Ödeme und seröse Ergüsse vorkommen. Apis regt die Harnausscheidung an.
Nux vomica (Brechnuß, Krähenauge)
Zur Herstellung der Urtinktur dienen die reifen Samen, die die Alkaloide Strychnin, Brucin u.a. enthalten. Das Alkaloid Strychnin wirkt auf Nervengewebe, besonders auf die motorischen Anteile des Rückenmarks. Pferde, die Nux vomica als Arzneimittel benötigen, haben schlechten Appetit bei gleichzeitig bestehender Obstipation. Magen-Darm-Verstimmungen als Folge unsachgemäßer Nahrung sprechen gut auf Nux vomica an. Auch Muskelzuckungen kommen vor.
Bryonia (Schwarzbeerige Zaunrübe oder Teufelsrübe)
Die Urtinktur wird vor der Blütezeit aus der frischen rübenförmigen Wurzel bereitet. Sie enthält die Glykoside Bryonin und Bryresin, die schwere Durchfälle verursachen können. Bryonia wirkt auf Epithelgewebe, seröse Häute, Synovialmembran und Schleimhäute und verursacht Entzündungen mit fibrinösen und serösen Exsudaten. Dies führt in der Folge zur Trockenheit der betroffenen Regionen und zu Ergüssen in Gelenkhöhlen. Das Bewegen der betroffenen Körperteile verursacht Verschlimmerung und führt zu einer der Hauptindikationen von Bryonia, nämlich Verschlimmerung der Symptome durch Bewegung. Krankheiten, die nach diesem Mittel verlangen entwickeln sich langsam, im Gegensatz zu Aconitum oder Belladonna. Das Pferd versucht still zu liegen, da Bewegungen sein Unbehagen steigern. Fester Druck auf das betroffene Gebiet bringt Erleichterung, z.B. Druck über den Rippen bei Pleuritis. Dies erklärt auch, warum das Tier gern auf der erkrankten Seite liegt. Die Beschwerden verschlimmern sich auch durch Hitze, am Abend und frühmorgens. Kalte Anwendungen bringen Erleichterung.
Arnica (Wolferlei oder Bergwohlverleih)
Aus der Wurzel, den Blättern und den Blüten wird die Urtinktur hergestellt. Die Wirkung der Pflanze auf den Organismus ist praktisch dem Zustand nach Verletzungen und Schlägen, gleichzusetzen, deshalb findet Arnica Verwendung bei allen stumpfen Verletzungen sowie Prellungen und bei Quetschungen. Arnica hat eine starke Wirkung auf das Gefäßsystem und führt zur Dilation und Stase mit gesteigerter Permeabilität. So können verschiedene Arten von Hämorrhagien auftreten. Diarrhö, Zuckungen und Krämpfe können ebenfalls durch Arnica verursacht werden. Seine Wirkung auf die Muskulatur kann zur Hypertrophie, z.B. zur Herzmuskelhypertrophie bzw. Herzvergrößerung führen. Hautausschläge und Eruptionen, die auch bläschenförmig sein können, kommen vor. Arnica ist ein Hauptmittel zur Bekämpfung des Schocks und sollte routinemäßig vor und nach Operationen sowie nach Geburten gegeben werden.
Zu dem hier aufgeführtem, kurzem Ausschnitt aus der Materia Medica ist noch das Kapitel der Nosoden zu erwähnen.
Hierbei handelt es sich um Krankheitsprodukte, die von jedem erkrankten Teil des Organismus gewonnen werden können und anschließend potenziert werden. So wird z.B. Influenzinum aus dem Sekret des Respirationstraktes entsprechender erkrankter Tiere hergestellt. Es können dabei spezifische bakterielle, virale oder protozonische Krankheitserreger in dem gewonnenen Material vorhanden sein oder nicht, die Wirksamkeit der Nosode hängt keinesfalls davon ab. Die Reaktion der Gewebe auf die Invasion von Bakterien und Viren liegt in der Bildung von Substanzen, die als die Wirksubstanz der Nosode betrachtet werden müssen.
Es können auch orale Impfstoffe aus den krankmachenden Erregern hergestellt werden. Man gewinnt sie entweder aus einem Filtrat, das die Ektotoxine des Bakteriums enthält oder aus einer Aufschwemmung, die sowohl das Bakterium als auch seine Gifte enthält. Diese Filtrate und Aufschwemmungen werden potenziert und finden als oraler Impfstoff Verwendung.
Die Impfung kann entweder vorbeugend oder auch im Krankheitsfall erfolgen.
3.Allgemeinkrankheiten
Entzündungen
Entzündungen sind ein Vorgang, mit dessen Hilfe die Natur versucht, erkranktes Gewebe zu heilen. Der Schaden kann eine mechanische oder eine bakterielle Ursache haben, wobei die letztere die Schwerwiegendere ist.
Symptome
Hauptsymptome sind : Hitze, Schwellung, Rötung und Schmerz. Wobei das Symptom Rötung beim Pferd nur selten beobachtet wird.
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